#00: Assoziativer Bogen. Gedanklicher Unterbau
Das immerwährende Problem von Innen und Außen, Subjektivität und Welt. Das Bedürfnis, was Innen ankommt wieder zu entäußern, der Einsamkeit und Eingeschlossenheit zu entkommen: Verschmelzen mit anderen, teilen, einigen: Sich im Selben befinden, gemeinsam einer Entwicklung folgen, im Prozess verweilen und irgendwann gemeinsam einen Inhalt tragen, eine geteilte miteinander geschaffene Weltreflexion.
Der Wunsch zu entäußern, das Innere Bild außen zu sehen. Außen entstehend sehen, wie es dort neu und nicht ist wie vorher innen. Losgelöst, in spezifisch äußerer Qualität, eigenständig: Welt. Andere sehen sehen. In die Illusion gehen sehen. In das Bild, in den Raum eines Innen, geöffnet für den Besuch. Der Vorschlag einer Realität, geh und teile meine Gedanken. Seit je der selbe Wunsch, du siehst hier, was jemand woanders sah. Heute, sitzt du im Kino, morgen, spürst du deinen Körper im Geschehen stehen. (-> #01)
Warum ich, warum hier? Wie sind die Dinge verwoben, oder ist es doch alles Zufall? Was ist Zufall, was ist damit gemeint? Entzieht es sich meiner Kenntnis von Kausalität, oder ist es an sich und wirklich ohne Grund? Gründe in den feinsten Bewegungen und Abhängigkeiten der kleinsten Teilchen?, oder Gründe im makroskopischen Handlungsgeflecht, weil ich zu spät bin regnet es. Oder einfach Ziellosigkeit? Zufall als Wort, das Erleben beschreibt. Es fällt mir zu, es ist mein Glück, oder mein Pech, es fällt mir zu und fordert meine Reaktion. Die Wissenschaft wie Krakenarme, im Versuch alles zu umfassen, den Charakter der an der Oberfläche auffallenden Phänomene zu beschreiben und im Komplexen, im Unüberblickbaren einen Querschnitt, eine Regel aufzuspüren, den Kern zu zeichnen in der Phänomene Form, wo bis ringsherum der Zufall fällt. (-> #02)
Leib und Seele, Außen und Innen, die Neuronen und mein Bewusstsein. Askese zum reinen Gedanken und die freiwerdenden Kapazitäten eines sorgenfreien Körpers. Wo werde ich frei. Frei um zu. Effektivitätswahn, neben meinem faulen Sonntag. Kraft die nach der Ruhe den Mut führt, in ungefragter Effizienz. Meine persönliche Ökonomie. Mein Bild von mir, mein Bild von der Welt. Die Welt in der ich lebe. Die menschliche Konstruktion einer Gemeinschaft, eine gemeinschaftliche Bewegung, niemand bleibt außen vor, Satellitenexistenzen, treibend um die Verdichtung der Hinwendung, der Vernetzung, der gebildeten Gestalt der Vielen. Dynamiken, des Geldes, des Machthungers, des Schutzes der eigenen Haut, der Idealisten, der Solidarität. Eine Riesen-Interferenz. Es lebt eine Gestalt wie ein abstrakter Kern der sich überlagernden und aneinander zerrenden Formen. Das Bild der Welt, wie sie Außen funktioniert: die Festkörperphysik setzt Grundannahmen wie Dinge sich zueinander verhalten. Der Kanon des Weltwissen immer ein paar Jahrzehnte zurück, so wie wir es heute verstehen immer richtiger als zu vergangenen Tagen. Automatische Annahmen, frei von Vorannahmen gibt es nicht. (-> #03)
Wo fällt die Entscheidung und warum? Das Zerren der Faktoren auf allen Ebenen. Im Parlament, in der Diskussion, im Gedanken bis zum Kreuz auf dem Stimmzettel. Ist da irgendwo mein Wille? Der Eklat und die Diskussion um den freien Willen, wir haben ihn nicht, wir haben ihn doch. Weil wir uns immer ja doch, noch, dagegen entscheiden können. Erneuter Wille. Erwachsen aus einem Zusammenspiel von Tendenzen, Überlagerungen, Verbindungen, Bewegungen die miteinander Geschichte bauen, bewusste (Geschichte) und die darunterliegende, ins Denken nur hineinragende. Alles doch eine große Maschine? Zerlegbar in Kausalitäten folgende Abläufe? Ist es eine Frage der Zeit bis die Informationsverzahnung komplex genug ist um dem Silizium Selbstreflexion zu ermöglichen? Irgendwo da, wo sich die Information verselbständigt, springt es, der unbegreifliche Sprung, er wird dann nicht begreiflicher sein. Das Material der Welt hat nicht gewechselt. Wir sind immer noch auf der Welt. Das Wunder bleibt. Eh alles nur Information. Bewusst gedachte Information. Ungefasste, grenzenlose, verschwommene, selbst pulsierende In-formation. Schwaden. In und mit Reflexion, Selbstreflexion, eingegrenzte Fakten: Formation. Definition. Unterscheidung. Schwarz-Weiß. Null-Eins. Immer eine Lüge. Auch im Roboter. (-> #04)
Sich an der Zeit aufkettende Versionen, Formen, überformt von der fortschreitenden Gegenwart. Es steht ein Datum drunter und verschwindet geordnet im Ungültigen, Überarbeiteten, Erinnerten, Erwarteten, Angestrebten. Der Endpunkt des aktuellen Seins, das aktuelle Ziel, bringt die Schärfe ins Jetzt, die Zeit rennt, der kleine Bogen, sein Ende, ist eingefasst im größeren Bogen, Kreisläufe in Kreisläufen, zum Glück, niemals ein endgültiges Ende, fast, vielleicht doch, aber nur für mich. Oder für den denkenden Mensch. Wer träumt danach weiter? Durchfließende Bilder. Alles was da ist. Innen und Außen, gelöst, verknüpft, verstanden, verdreht, erneuert, durchlässig, unscharf, surfen in der In-formation, im Formlosen. Loses Bilden, tiefes Tauchen, hervor spülen. Verbildlichen sich berührender Information. Zugang zum Ungeformten, zum Pool des Meeres unserer Welt. (-> #05)
Text: Rosa Rücker
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